SVA-Wasserballer wollen wieder auftauchen

Das Team spielt im Pokal gegen den Zweitligisten WV Darmstadt groß auf, muss letztendlich aber mit 6:34 die Segel streichen. Der Sport stößt in Augsburg auf verschiedene Probleme.

Wasserball wie an diesem Samstag Ende Oktober hatte man im Augsburger Spickelbad schon lange nicht mehr gesehen. Schnelle Konter, schwimmerische Überlegenheit und insgesamt 40 Tore. Dass der SV Augsburg, seines Zeichen Bezirksligist, gegen den Zweitligisten WV Darmstadt 70 dann in der ersten Runde des süddeutschen Pokals nach den 32 Minuten reiner Spielzeit 6:34 (1:9, 3:10, 0:6, 2:9) verloren hatte, nahm Trainer Jörg Eichhorn gelassen hin: „So ein Gegner bestraft jeden kleinen Fehler. Für meine junge Mannschaft war das aber eine tolle Erfahrung.“ Sein jüngster Spieler war 14, bis auf zwei Akteure alle unter 20.
Früher gab es solche Kantersiege eher für den SVA. Denn Wasserball hat in Augsburg mit dem SB Delphin und dem SVA eine lange Tradition. Der SVA war 1969 Gründungsmitglied der Bundesliga, spielte bis 1979 mit kurzen Unterbrechungen sogar erstklassig. Es gab auch Nationalspieler. Nach dem Abstieg verblieb das Team bis 1995 in der Zweiten Bundesliga, ehe man sich 2003 vom Spielbetrieb abmelden musste.

Seit ein paar Jahren versucht man beim SVA, Wasserball wiederzubeleben. Derzeit noch in der untersten bayerischen Liga. Bei der Männermannschaft ist man schon länger eine Kooperation mit Memmingen eingegangen. „Sie stellen ein paar erfahrene Spieler. Die brauchen wir“, sagt Eichhorn.
Dabei hat der SVA durchaus vielversprechende Talente. Wie den 18-jährigen Paul Mühlbauer. Oder den 14-jährigen Raphael Cacciato, der in dieser Saison als Torhüter an den Männerbereich herangeführt werden soll. Der Altersschnitt liegt beim SVA unter 20. Knapp 20 Aktive sind im Kader, 13 pro Spiel nötig. In der vergangenen Saison belegte der SVA Platz drei. In dieser Spielzeit, die im Januar beginnt, will man noch ein Stückchen weiter nach oben rücken. „Wir wollen besser abschneiden, die Jungs voranbringen und Spaß haben“, sagt Kapitän Bruno Harzer.

Das sei das Wichtigste, sagt Harzer. Spaß. Ansonsten springen viele Interessierte wieder ab. Der 36-Jährige ist auch Jugendtrainer. Er hat Wasserball von klein auf als Leistungssport kennengelernt. In Halle, in Sachsen-Anhalt. Mit acht Jahren hat er begonnen. 2008 kam er des Berufs wegen nach Augsburg. Mit seiner Leidenschaft Wasserball im Gepäck. „Wasserball hat alles. Es ist ein Mannschaftssport, man braucht Ausdauer, Schnelligkeit und es ist ein intelligentes Spiel“, sagt er mit Begeisterung.
Die will Harzer an seine jungen Spieler weitergeben. Von der U10 bis zur U16. In der U11 trainieren auch zwei kleine Mädels. „Das Wichtigste ist, dass die Kinder Wasserball spielen. Das müssen sie bis 14 lernen“, sagt Harzer. „Schwimmerische Defizite kann man auch mit 15 oder 16 noch aufholen.“

Früher war Deutschland eine führende Nation in der Welt des Wasserballs. Doch das ist lange her. Jetzt dominieren Länder wie Ungarn, Spanien, Italien, Kroatien oder Serbien. Dort veranstaltet der SVA in jedem Jahr ein Trainingslager. „Da haben 100 Leute bei einem Trainingsspiel von uns zugeschaut. Dort ist Wasserball einfach Nationalsport“, sagt Harzer. In Deutschland nicht mehr. „Wenn du fünfmal in der Woche trainierst und die Jungs aus deiner Klasse machen Party, dann überlegst du dir es schon“, sagt Harzer. Zudem gibt es im Wasserball nichts zu verdienen. „Ein Zweitliga-Fußballer bekommt ein sechsstelliges Gehalt, ein Zweitliga-Wasserballer nicht. Der muss vielleicht sogar noch Beitrag zahlen.“ Aber auch die Bäder-Infrastruktur, die immer schlechter wird, macht dem Schwimmsport zu schaffen. Auch die in Augsburg. Es fehlt Wasserfläche. Für die Wasserballer noch gravierender: „Wir brauchen zum Spielen das ganze Becken“, sagt Eichhorn. Das Einschwimmen findet dann halt im Nichtschwimmerbecken im Spickelbad statt. Man improvisiert und arrangiert sich.

Doch wie es ab 2027 weitergehen soll, wenn das Spickelbad abgerissen und neu gebaut werden soll, wissen sie nicht. Eichhorn hätte schon eine Idee. Als 2015 in Konstanz das Hallenbad abbrannte, errichtete man als Zwischenlösung über dem Außenschwimmerbecken der Therme eine Traglufthalle. Seit 2022 besitzt die Stadt am Bodensee ein neues Hallenbad. Eine Traglufthalle gab es auch schon einmal über dem Nichtschwimmerbecken des Bärenkellerbads. Dort gibt es auch ein 50-Meter-Becken. Konstanz als Vorbild?
Bruno Harzer will so weit noch gar nicht denken. Ihn interessiert die kommende Bezirksliga. Sieben Teams gehen an den Start. Die Liga wird in Turnierform mit mehreren Spielen (mit verkürzter Spielzeit) an einem Tag ausgetragen. Für die kleinen Vereine soll der Aufwand in der untersten Liga so gering wie möglich gehalten werden. Der erste Spieltag ist für den 3. Februar in München-Obergiesing terminiert. Nach Augsburg kommt die Bezirksliga am 13. April. Der SVA spielt gegen SC Regensburg, die Fürstenfeldbrucker Wasserratten II und die Munich Tritons. Das Niveau wird wohl nicht ganz so hoch sein wie gegen Darmstadt, aber der SVA hat diesmal bestimmt Siegchancen

Text: Robert Götz / Augsburger Allgemeine
Foto: Thorsten Franzisi / Sport in Augsburg